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Mustafa Güngör

Güngör: „In die falsche Richtung laufen wir nicht“

Die SPD-Bürgerschaftsfraktion hat sich gegen eine Aufstockung von Prostitutionsstätten in der Helenenstraße in Bremen ausgesprochen. Das hat der Fraktionsvorstand am Wochenende in einem Beschluss festgehalten.

„Wir befinden uns derzeit intensiv in der Diskussion über den grundsätzlichen Umgang mit Prostitution und speziell mit der Zukunft der Helenenstraße. In Anbetracht der teilweise heiklen Entwicklung des Viertels einerseits und der insgesamt zunehmenden Zwangsprostitution in Deutschland andererseits ist für uns eine Ausweitung von Arbeitsstätten dort nicht denkbar“, erklärte der Fraktionsvorsitzende Mustafa Güngör im Blick auf die Berichterstattung in der gestrigen Ausgabe des WESER KURIERS. „Wenn es nach uns geht, gibt es hier keine Ausweitung.“

Die Probleme im Viertel seien ohne Zweifel vielfältig und beileibe nicht eindimensional durch die Einschränkung von Prostitutionsstätten zu lösen, so der Fraktionschef. Dennoch verstärke sich dort zunehmend der Eindruck, dass keine „tradierte“ Prostitution mehr vorherrsche, sondern vielmehr sich oft sehr junge Prostituierte aus Osteuropa befänden, die ständig wechseln – und das verbunden mit einem ausgeprägten Zuhältermilieu. „Es muss jetzt darum gehen, dass wir im Viertel die richtigen Weichenstellungen vornehmen, wenn sie anstehen“, so Güngör. „Und dass wir dort die Prostitution weiter ausweiten, anstatt sie einzuschränken, das kann nicht sein.“

Güngör wies auch das Argument zurück, mit einer weiteren „Konzentration“ an dieser Stelle würde sich die Situation von Prostituierten eher verbessern als verschlechtern. „Wie man mit einer deutlichen Ausweitung von Arbeitsstätten hier einen besseren Schutz vor Ausbeutung und Zwangsprostitution garantieren will, das bleibt mir ein Rätsel“, so Güngör. „Wer meint, es findet alles nur auf der Basis von Freiwilligkeit und Selbstbestimmtheit statt, der hat die Entwicklungen der letzten Jahre vor allem im Blick auf die jungen Frauen aus Osteuropa nicht mitbekommen, die auf dem Hintergrund ihrer Situation im Heimatland und der liberalen Gesetzgebung in Deutschland systematisch ausgenutzt werden.“

Güngör erläuterte, eine Delegation der Fraktion habe sich die baulichen Zustände vor Ort selbst angesehen und zahlreiche Gespräche mit unterschiedlichsten Gesprächspartnern geführt. „Wir kommen nicht mit der Moralkeule daher. Und solange es kein Sexkaufverbot in Deutschland gibt, müssen wir mit den Umständen und Auswirkungen von Prostitution konkret umgehen. Darüber werden wir auch weiterhin diskutieren. Aber in die falsche Richtung laufen wir nicht.“