ParlamentsTicker

Aus der Stadtbürgerschaft | 13. Februar 2024

Themen

WohnenTask Force gegen Problemimmobilien
VerkehrMaßnahmen gegen Falschparker prüfen

Kampf gegen Problemimmobilien

Mieter:innen vor menschenunwürdigen Wohnbedingungen schützen, Leerstände verhindern und dadurch Nachbarschaften entlasten: Das ist das Ziel eines Antrages, den die Bürgerschaft heute beschlossen hat. Auf Initiative der SPD-Fraktion fordert die rot-grün-rote Koalition darin unter anderem eine ressortübergreifende Task Force, die sich der Problemimmobilien annimmt und die Übertragung der Funktion einer Quartiersentwicklungsgesellschaft an die Brebau. „Wir sind in Bremen bereits gut aufgestellt“, sagte Falk Wagner, Sprecher für Wohnen, Bau und Stadtentwicklung der SPD-Fraktion, in seiner Rede. „Und ich glaube, dass wir auf diesem guten Weg einen weiteren sehr guten Schritt gehen, wenn wir gemeinsam diesen Antrag beschließen.“

Falk Wagner
Falk Wagner

Wagner nannte zu Beginn seiner Rede als Beispiel einen Fall aus dem Jahr 2022 in Oslebshausen. Zehn Menschen wohnten in einem kleinen Haus auf engstem Raum, ohne Küche oder funktionierende Toilette. Zudem war das Gebäude akut einsturzgefährdet – und Mitarbeiter:innen des Ordnungsamtes stellten fest, dass es eine Kommunikation mit dem Inhaber gab: Sie fanden Briefe mit der Ankündigung einer Mieterhöhung. „Es ist nicht die Zahl, sondern das extreme Ausmaß solcher Fälle, die das Handeln gebietet“, so Wagner. „Wenn, wie in einem solchen Fall, in einem solchen Ausmaß die Menschenwürde mit Füßen getreten wird, dann müssen wir als Staat mit aller Konsequenz zum Schutz der Menschen einschreiten!“

„Aber diese Form von menschenunwürdigen Wohnbedingungen ist nur eine Form von Problemimmobilien, die wir haben. Wir haben mehrere andere“, erklärte der Sozialdemokrat und führte aus: „Wir haben Fälle wie das Jugendhaus von Hans Koschnick in Gröpelingen, das ein klassischer Fall dessen ist, was wir als Schrottimmobilie bezeichnen und das buchstäblich so lange ich schon lebe die Nachbarschaft in Gröpelingen in Mitleidenschaft zieht. Wir haben regelwidrige Monteursunterkünfte, die ansonsten intakte Nachbarschaften in Mitleidenschaft ziehen. Und wir haben quer durch die Stadt leerstehende Häuser, in die sehr gerne Menschen einziehen würden, die aber aus verschiedenen Gründen von ihren Eigentümern in gar keiner Form mehr betreut werden. Selbst in Wohnlagen wie dem Ostertor oder Schwachhausen finden wir diese Immobilien.“

Wagner weiter: „Mit all diesen Formen müssen wir einen Umgang finden. Und Bremen hat aus unserer Sicht in den vergangenen Jahren in beträchtlichen Teilen seine Hausaufgaben gemacht. Wir haben als Parlament systematisch den Instrumentenkasten, der uns zur Verfügung steht, erweitert – um das Wohnungsaufsichtsgesetz, aber auch um das Wohnraumschutzgesetz, das vor allen Dingen als ein Gesetz gegen den sachgrundlosen Leerstand von Immobilien fungiert. Und auf dieser Grundlage ist es aus unserer Sicht jetzt Zeit für den nächsten Schritt. Und der nächste Schritt ist aus unserer Sicht die Einrichtung einer behördenübergreifenden Task Force ‚Problemimmobilien‘.“

Task Force einrichten, mit Brebau Quartiere weiterentwickeln

„Wir wünschen uns und wir möchten mit diesem Antrag anstoßen, dass der Senat eine solche behördenübergreifende Task Force einrichtet, die zuständig ist dafür, die infrage kommenden Immobilien systematisch zu erfassen, behördenübergreifend abzuarbeiten und uns in den zuständigen Deputationen regelmäßig und einheitlich zu berichten, damit wir den Überblick darüber haben: Wie gut kommt Bremen bei der Bekämpfung von Problemimmobilien voran? Wie sehr können wir Nachbarschaften und im Zweifel auch die Menschenwürde schützen?“, führte Wagner aus. „Das ist aber nur ein Punkt unseres Antrages, es gibt aber auch noch weitere. Auch wenn immer der Dialog mit den Eigentümern die erste Wahl bleibt, so ist es doch so, dass wir auch prüfen wollen, ob wir unsere Rechtsgrundlagen nach Hamburger Vorbild noch einmal erweitern – weil wir insbesondere im Bereich der Leerstandsbekämpfung immer noch sehr überschaubare Möglichkeiten haben, auch in sehr langen Prozessen überhaupt zu einem Erfolg zu kommen, wenn der Dialog sich nicht herstellen lässt. Und wir wollen ferner – weil wir wissen, dass bei aller Notwendigkeit auch mit hoheitsrechtlichen Maßnahmen einzugreifen, der schnellste Weg immer noch über die ganz klassische Akquise des Privateigentums läuft –  eine städtische Gesellschaft einrichten, so wie es in Bremerhaven mit der Stäwog im Goetheviertel ganz hervorragend funktioniert, die in der Lage ist, auch solche kleinteiligen Immobilien auf dem ganz gewöhnlichen Ankaufswege zu erwerben und im Sinne der Nachbarschaften zu entwickeln. Das ist die Quartiersentwicklung, die wir im Umfeld der Brebau sehen.“

Wagner abschließend: „Der Kampf gegen Problemimmobilien erfordert aus unserer Sicht Entschlossenheit. Er erfordert eine sehr gute Organisation. Und nicht zuletzt erfordert er einen sehr langen Atem. Alles drei möchten wir mit diesem Antrag befördern.“

Der komplette Antrag findet sich hier.

Foto: Nomad_Soul/stock.adobe.com

Falschparker effektiver bekämpfen

Falsch geparkte Autos, die Busse und Bahnen blockieren, sind ein Ärgernis – und sorgen für Verspätungen. Der Senat soll daher prüfen, ob dieses Problem mit einer Übertragung von Kompetenzen auf die BSAG effektiver angegangen werden kann. Einen entsprechenden Antrag der rot-grün-roten Koalition hat die Bürgerschaft heute beschlossen.

Anja Schiemann
Anja Schiemann

„Ein bis zweimal am Tag blockieren in Bremen falsch geparkte Autos Busse und Bahnen, in den Jahren 2021 und 2022 etwa gab es für Straßenbahnen und Busse in 855 Fällen kein Durchkommen“, erklärte die verkehrspolitische Sprecherin der SPD-Fraktion, Anja Schiemann, heute in ihrer Rede in der Bürgerschaft. Diese Behinderungen sorgten für Verspätungen zwischen fünf Minuten und zweieinhalb Stunden, besonders stark betroffen seien die die Straßenbahnlinien 2, 3 und insbesondere die Linie 10 sowie die Streckenabschnitte „Bei den Drei Pfählen“ und „Am Dobben“.

„Insbesondere wegen der derzeitigen besonderen Belastung des ÖPNV durch hohen Krankenstand, Fachkräftemangel und den damit einhergehenden Schwierigkeiten zur Einhaltung des Regelfahrplans, sind die geschilderten, immer wiederkehrenden Verzögerungen durch Falschparker:innen im Betriebsablauf der BSAG auf die Dauer kein hinnehmbarer Zustand!“, betonte die Sozialdemokratin. „Die BSAG muss den Fahrgästen ihrer Busse und Bahnen in Bremen Pünktlichkeit und Verlässlichkeit garantieren können, um ihrem Dienstleistungsauftrag als Instrument der Daseinsfürsorge nachkommen zu können.“

„Bislang muss das Fahrpersonal der BSAG das Ordnungsamt oder die Polizei rufen, die dann wiederum ein Abschleppunternehmen beauftragen!
Ein zeitaufwendiges Verfahren, das zum Teil zu großen Verzögerungen im Betriebsablauf und zu langen Staus führen kann“, erläuterte Schiemann die aktuelle Situation und ging dann auf die Pläne der Regierungskoalition ein. „Mit dem vorliegenden Antrag möchten wir Möglichkeiten prüfen lassen, wie diese durch Falschparken verursachten Verzögerungen umgangen werden können und die BSAG auch rechtlich in die Lage versetzt wird, bei Behinderungen durch Falschparker:innen Abschleppunternehmen direkt zu beauftragen. So ist es beispielsweise den Magdeburger Verkehrsbetrieben seit drei Jahren möglich, ihre Verkehrsmeister zu Hilfsbeamten zu ernennen, die befugt sind hoheitliche Aufgaben zu übernehmen und Abschleppunternehmen anzufordern. Die Verkehrsmeister der Magdeburger Verkehrsbetriebe sichern vor Ort Beweise, fertigen Aufnahmeprotokolle und fotografieren die Blockadesituation, die dann dem Ordnungsamt übergeben werden, welches wiederum ein Ordnungswidrigkeitenverfahren und ein Kostenverfahren gegen die Falschparkenden auslöst. Mit unserem Antrag fordern wir außerdem, Maßnahmen zu prüfen und einzuleiten, die das Falschparken auf den besonders betroffenem ÖPNV-Streckenabschnitte wie ‚Bei den drei Pfählen‘ und ‚Am Dobben‘ verhindern.“

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Andreas Reißig

Redaktion:

Matthias Lüdecke, Anja Wichitill, Luisa Greenlees

 

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