Die Bürgerschaft hat heute ihre volle Solidarität mit Israel bekundet und die Angriffe der Hamas und ihrer Unterstützer scharf verurteilt. Einstimmig beschloss sie einen entsprechenden Antrag, den die SPD-Fraktion gemeinsam mit Grünen, Linken, CDU und FDP eingebracht hatte. Bürgerschaftspräsidentin Antje Grotheer hatte die Abgeordneten zuvor in ihrer Rede aufgefordert: „Während die Welt aufgrund der Gräueltaten immer noch unter Schock steht, lassen Sie uns sicherstellen, dass Israel, alle Bürgerinnen und Bürger Israels und alle Jüdinnen und Juden in Bremen und weltweit sich unserer Solidarität gewiss sind, in dem wir uns jeden Tag entsprechend einsetzen.“
„Am Samstag, dem 7. Oktober 2023, wurden mehr Jüdinnen und Juden an einem Tag ermordet als jemals an irgendeinem anderen Tag nach Ende des Holocausts“, fasste die Sozialdemokratin zu Beginn ihrer Rede noch einmal zusammen. „Am ersten Tag des Krieges und terroristischen Angriffs von Hamas-Kämpfern wurden bereits mehr als 700 Menschen skrupellos ermordet. Darunter zahllose Zivilist:innen: Familien, Frauen, alte Menschen, Kinder, Babys. Ähnlich viele Zivilist:innen wurden während der gesamten fünfjährigen Intifada nach 1987 oder während des palästinensischen Aufstandes in den 2000er-Jahren getötet – dieses Mal an nur einem einzigen Tag. Der Angriff der Hamas ist damit der tödlichste in der Geschichte des Landes. Terroristen ziehen von Haus zu Haus, um ihre Opfer aufzusuchen, als Geiseln zu nehmen, zu foltern, zu vergewaltigen, zu quälen, zu verletzen, zu demütigen und zu töten. Das alles wird dokumentiert und ins Netz gestellt um Angst und Schrecken zu verbreiten und die eigene Skrupellosigkeit klarzustellen. Die schwer zu ertragenen Bilder von jungen Erwachsenen und Teenagern auf dem Supernova-Musikfestival in der Negev Wüste – ein Rave, dessen Motto dem Frieden gewidmet war – zeigen ein Massaker. Mindestens 260 Leichen wurden auf dem Gelände des Festivals entdeckt. Augenzeugenberichte lassen erschaudern.“
Grotheer nahm dabei auch Bezug auf Deutschland und Bremen. „Dutzende weitere Menschen werden immer noch vermisst. Unter ihnen die 22-jährige Shani Louk. Sie soll sich in einem Krankenhaus in Gaza befinden, schwerst-verletzt. Ihre Mutter Ricarda Louk erbittet sofortige Hilfe von Deutschland. Dass sie noch lebt gleicht einem Wunder. Zuvor gingen Bilder von ihr – schwerverletzt – auf der Ladefläche eines PKW um die Welt. Hersh Goldberg-Polin, 23 Jahre alt, war auf dem gleichen Friedensmusikfestival. Hersh war Anfang dieses Jahres noch mit Bremer Freund:innen bei einem Werderspiel, er ist Werder-Fan und hat eine enge Verbindung zu uns und dem Verein. Vielleicht sind einige von uns an dem Tag am Stadion an ihm vorbeigelaufen. Seit Sonnabend wird er vermisst. Jetzt ist nicht bekannt wo er ist. Hersh wurde vermutlich nach Gaza verschleppt. Augenzeugen berichteten, er sei verletzt und benötige medizinische Hilfe. Wir hoffen, dass diese beiden, genauso wie alle anderen, bald wieder in Sicherheit und bei ihren Familien sind.“
„Der Angriff war einer der schlimmsten Vorfälle während des Überfalls der militanten palästinensischen Gruppe Hamas – der Tag, der als Israels 9/11 in die Geschichte eingehen wird“, sagte Grotheer und stellte unmissverständlich klar: „Diese Gräueltaten können keine Rechtfertigung finden. So komplex die Lage im Nahen Osten ist, so geradeheraus und richtig ist es, diese Angriffe zu verurteilen. Grundlage jeglicher Diskussion kann nur die Zwei-Staaten-Lösung sein. Für die Bundesrepublik Deutschland ist die Sicherheit Israels, bedingt durch unsere besondere historische Verantwortung, seit 1949 Staatsräson. Sie steht nicht zur Diskussion oder Verhandlung. Wir stehen solidarisch an der Seite Israels! Wir verurteilen die seit vergangen Sonnabend stattfindenden terroristischen Angriffe und Gräueltaten der Hamas und ihrer Unterstützer auf das Schärfste. Wir stehen in diesen schweren Tagen auch an der Seite unserer Partnerstadt Haifa, in Gedanken sind wir bei allen Opfern der Attacke sowie ihren Familien und Nahestehenden. Unsere Partnerschaft zu Haifa ist lang und unverbrüchlich – und sie wird weiter bestehen, egal, wie schwer die Zeiten auch sein mögen.“
Grotheer weiter: „Das Geschehen hat gleichzeitig Auswirkungen auf Deutschland. Die verstörenden Bilder die uns unter anderem aus Berlin ereilten, machen uns fassungslos. Ein falsch verstandenes Opferbild und die Identifikation mit dieser Rolle, ließ viele glaube, dass der terroristische Akt des 7. Oktobers ein Sieg über Unterdrücker zeigt. Es gab Kuchen zur Feier von Tod, Leid und Gräuel. Die reine Verurteilung dessen bringt uns jedoch nicht weiter. Diese Menschen, Menschen die falsch liegen und sich abscheulich verhielten, leben unter uns. Wir müssen sie abholen, damit sie nicht von Islamisten abgeholt werden. Wir müssen den Erzählungen der Islamisten die Wahrheit entgegensetzen. Dafür bedarf es Lösungen, und eine große gesellschaftliche Aufgabe steht uns bevor. Darüber hinaus sind Strukturen, die den Terror rechtfertigen oder sogar finanzieren, inakzeptabel. Ein Verbotsverfahren für Vorfeldorganisationen der Hamas in Bremen oder Bremerhaven muss geprüft werden, und es muss sichergestellt sein, dass keinerlei öffentliche Gelder aus Bremen an Organisationen fließen, die den Terrorismus gegen Israel befürworten und damit womöglich unterstützen. Wir dulden keine Unterstützung des Terrors aus unserem Land!“
„Nichts steht zwischen uns und der Solidarität mit allen Jüdinnen und Juden im Land Bremen und darüber hinaus“, betonte Grotheer abschließend. „Ihre Sicherheit und ihr Schutz in Bremen, Bremerhaven, Deutschland, Israel und der Welt ist kompromisslos zu gewährleisten. Dabei muss auch geprüft und umgesetzt werden, was neben den bestehenden Maßnahmen der Sicherheitsbehörden noch getan werden kann und muss. Während die Welt aufgrund der Gräueltaten immer noch unter Schock steht, lassen sie uns sicherstellen, dass Israel, alle Bürgerinnen und Bürger Israels und alle Jüdinnen und Juden in Bremen und weltweit sich unserer Solidarität gewiss sind, in dem wir uns jeden Tag entsprechend einsetzen und heute gemeinsam den vorliegenden Antrag beschließen.“
Der Antrag findet sich hier.
Wer Erzieher:in werden möchte, soll künftig auf dem gesamten Ausbildungsweg eine Vergütung erhalten – also auch schon bei einer Ausbildung zur sozialpädagogischen Assistenz (SPA) oder als Kinderpfleger:in. Einen entsprechenden Antrag der rot-grün-roten Koalition hat die Bürgerschaft heute beschlossen. „Es muss gelingen, Menschen für diesen Beruf zu begeistern, es müssen viele Menschen ausgebildet werden, die dann dazu beitragen, vorhandenes Personal in den Einrichtungen zu entlasten, um für alle eine Verbesserung bei den Arbeitsbedingungen herbeizuführen“, sagte Heike Kretschmann, Sprecherin für Kinder der SPD-Fraktion, in ihrer Rede.
„Angesichts des Fachkräftemangels, den viele Unternehmen beklagen, rückt die Stärkung der Ausbildungsberufe immer mehr in den Vordergrund. Das Ziel zur Entlastung und zur Verbesserung der Arbeitsbedingungen in den pädagogischen Berufen führt auch hier nur über den Weg, den Ausbildungsberuf attraktiver zu gestalten“, sagte Kretschmann und berichtete, dass sie in den vergangenen Wochen viele Kitas besucht habe. „Und alle, mit denen ich sprach, berichteten, dass eine Vergütung auch für die fachschulische Ausbildung in den ersten beiden Jahren überaus wichtig ist, um gerade junge Menschen für diesen Beruf zu gewinnen.“
„Im Bereich der Pflegeberufe, in dem Schule und Praxis eng verzahnt sind, wird richtigerweise bereits ein Ausbildungsentgelt gezahlt. Die Ausbildung zur SPA oder auch Kinderpfleger:in steht aber nicht nur in Konkurrenz zu anderen Berufen. Wir stehen auch in Konkurrenz zu unserem unmittelbaren Umland, in dem zum Teil andere Voraussetzungen herrschen“, betonte Kretschmann.
Kretschmann berichtete aus ihren Gesprächen in den Einrichtungen zudem, dass die Beschäftigten den Eindruck hätten, dass der Umgang mit der Anerkennung des Berufes den Anforderungen noch nicht gerecht werde. „In Bezug auf die Anerkennung hat der Beruf zwar mittlerweile eine gesellschaftliche Aufwertung erfahren, was auch mit einer Anhebung und Aufstockung des Arbeitsentgeltes einhergegangen ist. An der hohen Arbeitsanstrengung hat sich allerdings nicht viel verändert. Den insgesamt doch schwierigen Verhältnissen im Beruf der pädagogischen Fachkraft steht eine hohe gesellschaftliche Verantwortung gegenüber, denn ihnen obliegt in einem erheblichen Ausmaß die Bildung und Erziehung unserer Kinder“, sagte Kretschmann. „Neben der Wahrnehmung der originären Aufgaben am Kind, dokumentieren sie Maßnahmen und deren Ergebnisse. Die erzieherische Arbeit wird im Team reflektiert und auch mit anderen Fachkräften diskutiert. Zu Eltern oder Erziehungsberechtigten halten sie engen Kontakt und informieren bzw. beraten sie. Die SPA hat ähnliche Aufgaben wie die Erzieher:in. In der Regel arbeiten SPA´s in der Kita im Team mit einer ausgebildeten pädagogischen Fachkraft und unterstützen diese. Allerdings ist die Ausbildung zur SPA etwas kürzer und einfacher, das Gehalt dementsprechend niedriger, die Verantwortung für die Gruppe geringer.“
Die zweijährige Ausbildung werde als abgeschlossene Berufsausbildung im Sinne eines Beschlusses der Kultusminister gewertet und sei in einigen Ländern die Regelvoraussetzung, um den Beruf des oder Erzieher:in ergreifen zu können, erläuterte die Sozialdemokratin. In Bremen gelte Entsprechendes für berufsfachschulisch ausgebildete Kinderpfleger:innen. Der hohe Fachkräftebedarf spiegele sich in der Expansion der Fachschulausbildung wider. Die einzelnen Bundesländer passten ihre Ausbildungsformate zunehmend an den Arbeitsmarkt an, um weitere Zielgruppen zu gewinnen ~ so auch Bremen.
„Allerdings reicht es nicht aus, genügend Ausbildungsplätze vorzuhalten, denn die gesellschaftliche Anerkennung und Aufwertung des Berufes erhöhen wir nur, wenn wir die fachschulische Ausbildung von Beginn an auch vergüten und dann auch diejenigen erreichen, die sich eine unbezahlte Ausbildung nicht leisten können“, betonte Kretschmann abschließend. „Es muss gelingen, Menschen für diesen Beruf zu begeistern. Es müssen viele Menschen ausgebildet werden, die dann dazu beitragen, vorhandenes Personal in den Einrichtungen zu entlasten, um für alle eine Verbesserung der Arbeitsbedingungen herbeizuführen. Verbesserungen, die es auch ermöglichen, die Zahl der Kinder in den Gruppen herabzusetzen, um zu einer Verbesserung der Qualität in der frühkindlichen Bildung zurückzukehren. Unser Ziel, viele Menschen für diesen Beruf zu interessieren und auszubilden, ermöglicht es uns, den Wandel im Berufsfeld der pädagogischen Kräfte zu gestalten. Das ist ein langer Weg – und heute gehen wir einen weiteren Schritt.“
Die Migrationspolitik war heute das Thema einer ausführlichen Debatte in der Bürgerschaft. In der Diskussion aus Anlass von zwei Anträgen aus der Opposition machten Kevin Lenkeit und Katharina Kähler, zuständig für Inneres sowie Soziales, auch die Positionen der SPD-Fraktion deutlich.
Kevin Lenkeit setzte sich dabei in seinem Beitrag zunächst mit einem Antrag der CDU auseinander, der eine „Atempause“ für Bremen und eine menschenwürdige Flüchtlingspolitik forderte. Lenkeit stimmte zu, dass es einer erfolgreicheren Geflüchtetenpolitik bedürfe. Dies zeige auch ein Entwurf für einen Beschluss zur in dieser Woche anstehenden Ministerpräsidentenkonferenz. „Welchem Teil ich aber Widersprechen möchte, ist die Behauptung, dass das derzeitige System nicht menschenwürdig sei. Ja, Städte und Kommunen haben mitunter herausfordernde Lagen, was die Unterbringung von Geflüchteten angeht, aber menschenunwürdig wird hier niemand untergebracht, auch nicht in Bremen und Bremerhaven“, betonte der sozialdemokratische Innenpolitiker.
Lenkeit ging auf einige Punkte aus dem CDU-Antrag im Einzelnen ein. So wies er die dort formulierte Behauptung, Bremen habe mehr Menschen aufgenommen als es müsste, zurück. „Bundesweite Verteilmechanismen gibt es nur hinsichtlich der Asylbewerber, der unerlaubt eingereisten Ausländer und der Vertriebenen aus der Ukraine. Für unbegleitete minderjährige Ausländer gibt es ein besonderes Verteilungsregime, das unter dem Vorbehalt des Kindeswohls steht. Für alle anderen Gruppen von Ausländern, die sie in ihrem Papier aufzählen, gibt es keine bundesweiten Verteilungsquoten nach dem Königsteiner Schlüssel“, betonte er – und wies zudem darauf hin, dass es unredlich sei, die Zahl der ausreisepflichtigen Personen mit der derjenigen zu vergleichen, die tatsächlich abgeschoben werden können, da der weit überwiegende Teil dieser Menschen geduldet sei.
Für einige Punkte zeigte Lenkeit sich offen, etwa für eine Verlagerung von Kompetenzen bei Abschiebungen an den Bund, die Forderung nach einer Beschleunigung der Verfahren – wobei hier die hohe Arbeitsbelastung und der Fachkräftemangel ein entscheidender Faktor seien – oder eine dynamisierte finanzielle Beteiligung des Bundes, bei der sich aber im Entwurf des Beschlusses für die Ministerpräsidentenkonferenz eine Möglichkeit zur Einigung auf eine Pro-Kopf-Pauschale abzeichne.
„Zusammenfassend stellen wir aber fest: Der Antrag der CDU bietet nichts wirklich Neues, und Teile haben sich durch Regierungshandeln in den Ländern und im Bund anscheinend erledigt. Der Antrag vermischt Problemstellungen, argumentiert falsch und er widerspricht sich“, sagte Lenkeit. „Die Bundesregierung hat, nach 16 Jahren Stillstand, ein Zuwanderungsgesetz auf den Weg gebracht, dass auf der Höhe der Zeit ist und das wirksame Integrations- und Bildungsangebote vorsieht. Die CDU hat dem leider nicht zugestimmt, stattdessen werden auf Bundesebene in schöner Regelmäßigkeit Ressentiments geschürt, denn dank Friedrich Merz wissen wir nun, dass schneller als ein Privatversicherter nur ein Geflüchteter einen Facharzttermin bekommt.“
„Die Angst vor Geflüchteten ist das Übel, nicht die Menschen selbst, die zu uns kommen. Für diese Menschen und unsere Gesellschaft brauchen wir Konzepte , die zu Lösungen führen. Lösungen erreichen wir aber nur parteiübergreifend, und hier bietet das Papier einen Anknüpfpunkt“, sagte Lenkeit abschließend und verband dies mit einem Angebot. „Es kann ein Anknüpfpunkt sein für eine zukünftige Debatte – auch hier in der Bremischen Bürgerschaft und in den Gremien. Vielleicht bekommen wir neben dem Schulfrieden ja auch einen Migrationsfrieden in Bremen hin. Mich würde das freuen, und der öffentlichen Debatte würde es sicherlich auch nicht schaden, wenn wir spätestens in Wahlkampfzeiten dann darauf verzichten könnten, uns in den migrationspolitischen Überbietungswettbewerb zu verlieren.“
„Überall in Deutschland – und auch hier in Bremen – stehen wir bekanntermaßen vor großen Herausforderungen, geflüchtete Menschen so gut, wie es nur möglich ist, aufzunehmen, unterzubringen und zu versorgen. Wir müssen immer wieder mit knappen Ressourcen hinsichtlich geeigneter Unterkünfte, Fachpersonal, enormen Anforderungen an Verwaltung und Administration und gleichzeitig stetig neu ankommenden Menschen, die einen Aufnahme- und Unterbringungsanspruch haben, balancieren. In diesem Zusammenhang erreichen uns auch allerhand Lösungsvorschläge im Kleinen, wie im Großen, die es einzuordnen gilt, sowohl hinsichtlich ihrer sachlichen Sinnhaftigkeit, aber auch hinsichtlich ihrer Wirkungsrichtung“, sagte Katharina Kähler zu Beginn ihrer Rede. Die Sozialpolitikerin ging in der Folge auf die Forderung ein, dass das derzeit in Bremen praktizierte Modell, wonach der notwendige Bedarf für Asylsuchende mit einer Kartenlösung zur Abhebung des zustehenden Betrags in Bar an einem Auszahlungsautomaten umgesetzt wird, durch eine guthabenbasierte Geldkarte mit eingeschränkter Bargeldauszahlung ersetzt werden soll. Dies hatte die FDP in einem eigenen Antrag gefordert, und auch die CDU sprach sich für Sachleistungen und eine Guthabenkarte mit Bezahlfunktion aus.
Kähler begegnete dieser Forderung mit deutlicher Skepsis. „Wir sehen als SPD-Fraktion die Aussagen in beiden Anträgen kritisch, dass durch Sachleistungen mögliche Fehlanreize der Bargeldauszahlung für irreguläre Migration reduziert werden können, ohne weitere Perspektiven hierzu vor allem aus dem Blickpunkt von Umsetzungspraktikabilität, Menschenwürde, Selbstbestimmung und Antidiskriminierung zu betrachten. Das Aufwandsargument im Antrag hinsichtlich der administrativen Umsetzung teilen wir aber uneingeschränkt“, sagte sie und ergänzte: „Die Forderung nach einer guthabenbasierten Geldkarte mit eingeschränkten Möglichkeiten der Bargeldumwandlung finden wir ebenso zweifelhaft aus der Perspektive von Selbstbestimmung und Menschenwürde. Personen, die hiermit in der Öffentlichkeit bezahlen, werden als Asylsuchende sichtbar, und Stigmatisierung und Diskriminierung werden befördert. Und in Zeiten, in denen Rechtspopulismus und Rassismus allgegenwärtig in unserer Gesellschaft und im alltäglichen Erleben vieler Menschen mit Migrationshintergrund sind, muss unnötige Diskriminierung unbedingt vermieden werden!“
Kähler weiter: „Die Zuteilung von verfügbaren Bargeldanteilen – wohlgemerkt bei einem Gesamtanspruch von 182 Euro im Monat– entspricht für mich nicht den notwendigen Anforderungen an Selbstbestimmung und Handlungsfreiheit, die ich mir von einer modernen und aufgeschlossenen Gesellschaft wünsche. Nichtsdestotrotz bin ich mir bewusst, dass wir uns angesichts des bundesweiten Handlungsdrucks auch den hierzu gehörenden Diskussionen stellen müssen und werden. Klar ist jedenfalls: Wir wollen geflüchteten Menschen den Weg in unsere Gesellschaft öffnen und nicht erschweren! „
„Mit der bestehenden Variante einer Guthabenkarte zur Bargeldumwandlung hat Bremen ein funktionierendes und menschenwürdiges System, welches Diskriminierung entgegenwirkt und den administrativen Aufwand überschaubar hält. Dieses wollen wir fortsetzen! Natürlich werden wir die im Antrag beschriebenen Entwicklungen von Pilotmodellen zum Beispiel in Hamburg oder Bayern ganz genau verfolgen, und wenn Erfahrungen und Ergebnisse vorliegen, auch aus Bremer Sicht für uns bewerten. Zum gegenwärtigen Zeitpunkt fehlen hierfür aber genau diese Erfahrungen“, sagte die Sozialdemokratin. Ebenso fehle eine Einordnung der rechtlichen und technischen Möglichkeiten, Überweisungen in die Heimatländer zu blockieren. Hier gelte es, die angekündigte, grundsätzliche Prüfung durch den Bund abzuwarten.
„Als SPD-Fraktion stehen wir für ausbalancierte Maßnahmen, die sowohl den Bedarfen der geflüchteten Menschen als auch dem dafür notwendigen administrativen Aufwand gerecht werden“, fasste Kähler zusammen. „Dessen ungeachtet, werden wir uns natürlich weiter aktiv mit den laufenden Diskussionen zu migrationspolitischen Fragestellungen auseinandersetzen und uns hierbei bundesweiten Lösungen, wie sie auch im Beschlussentwurf für die Ministerpräsidentenkonferenz aufgeführt sind, nicht verschließen.“
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