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Antrag der Fraktion der SPD

Seit 2015 wurden in der Stadtgemeinde Bremen Tausende zusätzliche Krippen- und Kitaplätze geschaffen. Und doch bei weitem nicht genug, um angesichts der stark angestiegenen Zahl zu betreuender Kinder und der stetig erhöhten durchschnittlichen Verweildauer in den Einrichtungen auch alle Kinder zu versorgen, deren Eltern einen Platz nachfragen oder für die aus sozialen Gründen der Besuch einer Kita nicht nur wünschenswert, sondern dringend geboten wäre. Deshalb hat der Senat auch für Kinder, die (noch) nicht in einem der bestehenden Kindertagesangebote betreut werden können, gezielt ein niedrigschwelliges Angebot des sozialen Lernens im Quartier umgesetzt, in dem pädagogische Bedarfe von Kindern ohne Kita-Platz aufgefangen werden.

Ein zentrales Hemmnis für den weiteren Kita-Ausbau ist der Mangel an Fachkräften. Der Bremer Senat hat in der vergangenen Legislaturperiode bereits mit vielfältigen Maßnahmen reagiert, um dem zu begegnen: Er hat u.a. zusätzliche Ausbildungskapazitäten und neue Ausbildungsformate in Voll- und Teilzeit geschaffen, vergütete bzw. den Lebensunterhalt absichernde Ausbildungsmodelle eingeführt und ausgebaut, finanzielle Unterstützungsleistungen wie die Bremische Aufstiegsfortbildungsprämie, die Bildungsprämie, den Weiterbildungsscheck oder die Abschlussprämie eingeführt, Quereinsteiger:innenprogramme oder die Kindertagespfleger:innen-Offensive durchgeführt.

Jetzt gilt es, die Anstrengungen zur Fachkräftegewinnung und –sicherung fortzusetzen und zu vervielfachen, dabei alle Handlungsspielräume auszuschöpfen und auch neue Wege zu gehen. Auf dem Kita-Gipfel im Frühjahr 2023 wurde bereits ein konstruktiver Dialog zwischen dem Senat, den Berufs- und Fachschulen, Wissenschaft, Fachpolitik, Arbeitgeber- und Arbeitnehmervertretungen, Eltern und Beschäftigen begonnen, und es wurden weitere konkrete Maßnahmen benannt und Lösungsvorschläge gemacht. Dieser konstruktive Dialog muss unbedingt fortgesetzt werden.

Die attraktive und sehr gut nachgefragte vergütete praxisintegrierte Ausbildung (PiA) muss stark ausgebaut, auch an öffentlichen Fachschulen etabliert und in Teilzeit ermöglicht werden. Die Ausbildungskapazitäten der öffentlichen Fachschulen müssen weiter erhöht werden. Zur Absicherung der Kita-Qualität und zur Eröffnung weiterer beruflicher Perspektiven der Beschäftigten muss die berufsbegleitende Weiterqualifizierung für Sozialpädagogische Assistent:innen, Kinderpfleger:innen und Heilpädagog:innen ausgeweitet werden. Für zugewandertes pädagogisches Personal mit ausländischer Berufsqualifikation braucht es ein ausreichendes kostenloses Angebot von Ausgleichs- und Anpassungsmaßnahmen. Und weil all diese Maßnahmen erst mittelfristig wirksam werden, aber JETZT Lösungen gebraucht werden, müssen – wie bereits bei der Kinderpflegepersonen-Offensive, die weiter fortgeführt werden muss – neue Zielgruppen in den Blick genommen und auf die Eröffnung neuer Beschäftigungsmöglichkeiten gesetzt werden: auf Menschen, die gern mit Kindern arbeiten möchten, aber noch keine pädagogische Fachkraft sind. Ihnen muss die Möglichkeit gegeben werden, zur Unterstützung des Fachpersonals als Entlastungskraft oder Kita-Assistenz zu arbeiten, und sich, wenn sie dies möchten, berufsbegleitend weiterzuqualifizieren. Und um den damit verbundenen Mehraufwand in den Einrichtungen handhabbar zu gestalten, müssen für die Gruppenleitungen Anleiterstunden geschaffen werden. Und weil alleinerziehende Schichtarbeiter:innen auf ein flexibleres Kinderbetreuungsangebot angewiesen sind, das derzeit noch nicht in ausreichend vorgehalten werden kann, muss geprüft werden, wie die ergänzende Kindertagespflege im Haushalt der Sorgeberechtigen so ausgestaltet werden kann, dass sie bereits ab der Betreuung eines Kindes attraktiv ist. Bei der Prüfung soll auch eruiert werden, inwiefern das öffentlich geförderte Berliner Modell „Mobiler Kinderbetreuungsservice für Eltern mit besonderen Arbeitszeiten“ (MoKiS) auf Bremen übertragbar sein könnte, bei dem ergänzend außerhalb der Kita-Betreuungszeiten ihr Kind durch eine Betreuungsperson, deren Eignung vom Jugendamt zuvor überprüft und qualifiziert worden ist, in Anspruch genommen werden kann. Geprüft werden muss des Weiteren, wie ein dualer Studiengang Elementarpädagogik in Bremen umgesetzt werden kann, in dem Studierende sowohl berufspraktisch als auch akademisch qualifiziert werden und von Anbeginn in Kinder- und Familienzentren, Kindertageseinrichtungen, im Familienbildungsbereich oder in den Frühen Hilfen eingesetzt werden.

Die Stadtbürgerschaft möge beschließen:

Die Stadtbürgerschaft fordert den Senat auf,

1. bis Ende des 1. Quartals 2024 ein Konzept und ein Zeit- und Maßnahmenplan mit konkreten Umsetzungsschritten vorzulegen, in dem
a. in Abstimmung mit den Fachschulleitungen, den Trägern, den Interessenvertretungen der Beschäftigten und den Gewerkschaften darlegt wird, wie die Fachschulen so erweitert und weiterentwickelt werden können, dass
i. die Anzahl der PiA-Plätze bis 2024 verdreifacht und bis Ende der 21. Legislaturperiode vervierfacht wird;
ii. die Ausbildungskapazitäten der öffentlichen Fachschulen verdoppelt werden;
iii. auch hier ein PiA-Angebot etabliert und PiA auch in Teilzeit ermöglicht wird;
iv. die Möglichkeiten einer vergüteten Teilzeitausbildung in den unterschiedlichen Ausbildungsformaten erweitert werden;
b. aufgezeigt wird,
i. wie die berufsbegleitende Weiterqualifizierung für Sozialpädagogische Assistent:innen (SPA), Kinderpfleger:innen und Heilpädagog:innen ausgeweitet werden kann;
ii. wie ein ausreichendes kostenloses Angebot von Ausgleichs- und Anpassungsmaßnahmen für Erzieher:innen, die ihre berufliche Qualifikation im Ausland erworben haben, geschaffen werden kann;
iii. wie die Kindertagespflegeoffensive fortgesetzt und ausreichende Qualifizierungsmöglichkeiten geschaffen bzw. die Fortbildungsmöglichkeiten für Kindertagespflegepersonen für den Einsatz für Ü3-Kinder in Elementargruppen ausgebaut werden können;
iv. wie kurzfristig Personal mit einer angepassten Mindestqualifikation und Menschen, die gern mit Kindern arbeiten möchten, aber noch keine pädagogische Vorqualifikation haben, in den Kitas eingesetzt und wie diese – wenn sie dies möchten – berufsbegleitend weiterqualifiziert werden können;
v. wie für die Gruppenleitungen zusätzliche Anleitungsstunden geschaffen werden können;
c. geprüft wird,
i. wie eine ergänzende Kindertagespflege im Haushalt von Sorgeberechtigten attraktiv für potenzielle Betreuer:innen ausgestaltet werden kann und inwiefern hier das Berliner MoKiS-Modell auf Bremen übertragbar ist;
ii. wie ein dualer Studiengang Elementarpädagogik umgesetzt werden kann;
2. die für die genannten Maßnahmen benötigten zusätzlichen Mittel im Doppelhaushalt für die Jahre 2024/2025 zu berücksichtigen.

 

Heike Kretschmann, Mustafa Güngör und Fraktion der SPD