
Die Zukunft der Pflege – darüber hat die Bürgerschaft jüngst auf Antrag der rot-grünen Koalition in einer Aktuellen Stunde debattiert. Im Interview erklärt der sozialpolitische Sprecher der SPD-Fraktion, Klaus Möhle, warum dieser Themenkomplex eine der zentralen Herausforderungen für die Zukunft ist – und was sich aus seiner Sicht verändern muss.
Warum ist das Thema Pflege gerade jetzt aktuell?
Klaus Möhle: Weil die Pflege eine der größten sozialpolitischen Fragen der Gegenwart und der Zukunft ist – nicht zuletzt wegen der demographischen Entwicklung. Deswegen ist es wichtig, darüber zu sprechen – auch wenn es eine schwierige Diskussion ist.
Warum ist sie schwierig?
Weil sie mit viel Angst verbunden ist. Angst vor dem Alter, Angst davor, dass ein Angehöriger oder man selbst auf Pflege angewiesen ist. Deswegen ist dies eine sensible Debatte, die wir auch sensibel führen müssen.
Wo siehst Du Verbesserungsbedarf?
Es gibt da gleich mehrere Punkte. Wir müssen zum Beispiel überlegen, wie wir pflegende Angehörige besser unterstützen können. Diese fühlen sich oft ziemlich allein gelassen und brauchen mehr Unterstützung – auch finanziell.
Was muss sich in den stationären Einrichtungen verbessern?
Wir müssen die technischen Möglichkeiten besser nutzen, die es den Mitarbeiterinnen und Mitarbeitern in ihrem Beruf leichter machen. Ein Beispiel: Wenn ein Mitarbeiter den zu Pflegenden nicht mehr allein mit Muskelkraft aus dem Bett heben muss, sondern dabei von einer technischen Vorrichtung unterstützt wird, dann hat dies gleich mehrere Vorteile. Die Arbeit der Pflegenden ist körperlich weniger schwer, und es spart Zeit. Zeit, die dann beispielsweise für ein zuwendendes Gespräch genutzt werden kann. Denn gerade dieser Teil kommt heute oft zu kurz, weil die Zeit fehlt. Dabei ist dies ein elementar wichtiges Element der Pflege.
Braucht es nicht auch mehr Personal?
Es ist sicher so, dass wir mehr Fachpersonal in der Pflege brauchen – auch perspektivisch, da es in einer älter werdenden Gesellschaft immer mehr Menschen geben wird, die auf Pflege angewiesen sind. Man muss aber realistisch sein: Natürlich könnten wir jetzt einen bestimmten Personalschlüssel vorgeben. Dieser wird aber unter Umständen nicht einzuhalten sein, weil es das dafür nötige Personal noch gar nicht gibt. Wir müssen langfristig denken und handeln. Und das heißt: Die Ausbildungskapazitäten ausbauen.
Immer wieder kommt es zu Skandalen. Muss die Heimaufsicht verbessert werden?
Die Frage zeigt auch, dass die Pflege zu wenig angesehen ist. Sie ist öffentlich meist nur dann ein Thema, wenn es einen Skandal gibt. Ich will ganz klar festhalten: Der allergrößte Teil der Pflegenden macht den Job sehr gut und mit Herzblut. Aber ja: Wir müssen die Heimaufsicht verbessern. Ganz klar: Nicht hinter jeder Beschwerde steckt auch ein objektiver Missstand. Aber es ist auch klar, dass wir die Strukturen verändern müssen. Wir müssen zu einem offenen Beschwerdemanagement kommen, an das man sich jederzeit wenden kann – ohne Angst, dass dies zu Nachteilen für die Angehörigen führt.
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